Bildungsrepublik Deutschland?

Was soll schon dabei herauskommen, wenn sich 17 BildungsministerInnen (16 Bundesländer und der Bund) für ganze drei Stunden zu einem Bildungsgipfel in Dresden versammeln?

Bundeskanzlerin Angela Merkel verbucht es bereits als Erfolg, dass man sich überhaupt getroffen und vereinbart habe „bis 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Bildung und Forschung auszugeben. Die Ausgaben für Forschung sollen von derzeit 2,7 auf drei Prozent angehoben werden, die Ausgaben für Bildung sollen von derzeit 6,2 auf sieben Prozent steigen.“ [1]

Es sind die uralten Grabenkriege zwischen Bund und Ländern, einem von den alliierten Siegermächten bewusst initiierten Geburtsfehler der Bundesrepublik Deutschland (Deutschland klein machen), und die ideologischen Kämpfe zwischen SPD (Chancengleicheit = Gleichschritt und sozialistische Gleichmacherei) und CDU/CSU (Chancengerechtigkeit = Individualität und natürliche Ungleichheit), die auf dem Rücken der heutigen Schüler- und Lehrergeneration ausgetragen werden.

[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,585892,00.html

Über diese kleinkarierten Kämpfe lacht ganz EU-Europa und die halbe Welt. Denn welcher Staat auf dieser Erde leistet sich sonst noch den Luxus oder die Steuermittelverschwendung von 17 Bildungsministerien? Müssen sich die SchülerInnen der Republik erst ihr individuelles Recht auf zeit- und zukunftgemäße Bildung erstreiken?

Dieselbe Generation, die beim Bildungsgipfel scheitert, bürdet den jungen Leuten schwere Schuldenlasten auf, weil Macht-, Kompetenz- und Prestigefragen wichtiger scheinen als simple pädagogische Sachfragen und eine gute, auf Zukunft hin gerichtete Ausstattung der Schulen.

Was ist davon zu halten, wenn eine Schulministerin für ihre Imagepflege und Rhetoriknachhilfe einen Betrag von 55.000 EUR ausgeben darf (laut WDR-Informationen), für gestresste und ausgebrannte Lehrer aber kein Etat für Supervisionen zur Verfügung steht?

Am Vortag des Bildungsgipfel hatte übrigens die Heilige Ursula (angeblich 4. Jhd.) in katholischen Kreisen ihren Namenstag. Auf ihrer Legende gründet das Lebenswerk einer vermutlich adeligen Landwirttochter in Oberitalien, Angela Merici (Vorname wie der unserer protestantischen Kanzlerin!), die sich selbst das Lesen beibrachte und die Werke der Kirchenlehrer auf Latein las. Sie gründete am 25. November 1535 den Ursulinenorden, der zu den heutigen weltweit verbreiteten „Bildungsexperten“ gehört. [2]

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Angela_Merici     http://de.wikipedia.org/wiki/Ursulinen     http://de.wikipedia.org/wiki/St._Ursula-Schule     http://www.ursulinen.de/

Von den Ursulinen lernen, heißt siegen?

Kommentare

Über Thomas Nolte

64 Jahre alt, DE-47447 Moers Lehrer am Gymnasium Adolfinum in Moers Fächer: Katholische Religion und Sozialwissenschaften Besondere Interessengebiete: Open-Data; Wissensmanagement (Wikimedia)
Dieser Beitrag wurde unter bildung, bund, cducsu, L, merkel, Schule, spd, ursula, ursulinen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar