Papstschelte und Ahmadī-Nežād lässt man gewähren?

Die intern katastrophale Vatikan-Kommunikation schlägt hohe mediale Wellen (sogar als Titelblatt des SPIEGEL), obwohl bei Papst Benedikt XVI. auf den falschen Esel eingeschlagen wird.

Der kolumbianische Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos, beriet als Leiter der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“, kurz vor seinem altersgemässen Ausscheiden, den Papst, symbolträchtig zum 50. Jahrestag der Ausrufung des Zweiten Vatikanischen Konzils (25. Januar 1959), die Exkommunikation gegen die Pius-Bruderschaft aufzuheben. Schon lange hatte Benedikt XVI. dieses Vorhaben zur Einheit der Katholiken auf seiner Agenda.

Es war dann eine unglückliche zeitliche Verkettung, dass der englische Bischof Richard Williamson, der zu den vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft gehört, am 21.01.2009 im schwedischen Fernsehen erneut den Holocaust leugnete. Wohlgemerkt: Aufhebung der Exkommunikation bedeutet keineswegs Rehabilitation (wie einige Medienvertreter unwissend berichten)! Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt sehr zu Recht gegen Williamson.

Kirchenrecht ist nicht bürgerliches Recht. Das scheinen viele halbgebildeten Journalisten auch nicht zu wissen. Williamson und seine Mitbischöfe, sowie die Priester der Pius-Bruderschaft sind nach der Aufhebung ihrer Exkommunikation kirchenrechtlich weiterhin von ihren Ämtern suspendiert. Sie sind nun aufgefordert, sich zu den Grundlagen des Zweiten Vatikanums zu bekennen, damit die vom Papst befürwortete Einheit im Glauben überhaupt zu stande kommen kann.

Wenn es also etwas anzuklagen und zu verurteilen gibt, dann muss das nach bürgerlichem Recht geschehen! Kirchenrechtlich ist das ein interner kirchlicher Konflikt, aus der sich auch eine wohlmeindende (welche Seite hat sie instrumentalisiert?), zudem noch protestantische Bundeskanzlerin heraushalten sollte. Vatikanvertreter, Papst inclusive, haben alles vermeldet, was zu dem Fall nötig ist.

Warum beschäftigt man sich medial eigentlich so sehr mit dem Papst, der seit seiner Professorenzeit die Nähe des Christentums zum Judentum stets nachweislich betonte, und schweigt sich andererseits über einen mehrfachen Holocaustleugner und Israelhasser aus, der jetzt anlässlich des erfolgreichen Raketen- und Satellitenstarts zum 30. Jahrestag der Islamischen Weltrevolution jubelt: den iranischen Staatspräsident Mahmūd Ahmadī-Nežād.

Wer ist für die Juden wohl gefährlicher? Bischof Williamson oder Staatspräsident Mahmūd Ahmadī-Nežād?

Wie blind sind wir eigentlich? Oder: Wie blind machen uns eigentlich manche Medien durch falsche Schwerpunktsetzung?

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Nachtrag 06.02.2009:

Das Interview mit Williamson wurde vom schwedischen Fernsehsender SVT bereits im November 2008 in Bayern (Bistum Regensburg) anlässlich einer Priesterweihe eines vom evangelischen Glauben konvertierten Schweden eher beiläufig aufgenommen. Es wurde dann bewusst bis Januar 2009 zurückgehalten, weil man im nicht sonderlich katholisch gesonnenen Schweden von der am 50. Jahrestages der Ausrufung des Zweiten Vatikanischen Konzils beabsichtigten Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft Wind bekommen hatte.

Wegen des Interviews auf deutschem Boden ermittelt die Staatsanwaltschaft Regensburg gegen Williamson wg. Volksverhetzung und deshalb hat der Regensburger Bischof Müller gegen Williamson ein Hausverbot verhängt.

„Wer hatte ein Interesse daran, den Ruf des Papstes zu beschmutzen?“
Dazu: http://kath.net/detail.php?id=22024
Hippolyte Simon ist Erzbischof von Clermont und stellvertretender Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz.

„Die Piusbrüder, Richard Williamson und die politische Korrektheit: Auf Papst Benedikt XVI. wird gezielt“
Dazu: http://ef-magazin.de/2009/01/27/913-die-piusbrueder-richard-williamson-und-die-politische-korrektheit-auf-papst-benedikt-xvi-wird-gezielt
Zum Autor und Herausgeber des ef-magazins, André F. Lichtschlag, siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eigentümlich_frei

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Über Thomas Nolte

64 Jahre alt, DE-47447 Moers Lehrer am Gymnasium Adolfinum in Moers Fächer: Katholische Religion und Sozialwissenschaften Besondere Interessengebiete: Open-Data; Wissensmanagement (Wikimedia)
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