Mach meinen Hotte nicht an! / Rücktritt des Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler

Da wird jüngst unser Bundespräsident Horst Köhler mit dem Altbundespräsidenten Heinrich Lübke verglichen. Das hat Köhler nun wahrlich nicht verdient. Der eine kam als braver Deutscher aus dem Sauerland, der andere hat immerhin internationale IWF-Luft geschnuppert.

Wer von Köhlers Kritikern hat denn sein umstrittenes Interview mit dem Deutschlandfunk wirklich gehört / gelesen und auch verstanden? – Hat da womöglich jemand an höchster Stelle endlich mal die schmerzliche Wahrheit gesagt? Am 10. März 2004 sagte Köhler in einem ZDF-Interview, er wolle ein Kandidat mit Ecken und Kanten sein. Richtig so!

Bitte selbst mal lesen / hören:
http://www.dradio.de/aktuell/1191138/

Unsere Freiheit wird auch am Hindukusch und am Kap der guten Hoffnung verteidigt?

Aber natürlich doch! – Wer bei der EU (Maastrichter Vertrag) für die Personen-, Waren- und Kapitalfreiheit ist, kann nicht hinnehmen, wenn diese Freiheit international von Terroristen gegen alle internationalen Abmachungen (WTO) gestört wird. Das hat mit Kanonenbootpolitik herzlich wenig zu tun (Gruß an den Altlinken Trittin!). Es geht keineswegs um deutsche imperialistische Alleingänge, sondern um international durch die UN und/oder die NATO abgestimmtes Verhalten. Mit Verlaub, der NATO gehören keine Diktaturen an, sondern freiheitlich-demokratische Länder (selbst die Türkei ist auf bestem Wege dorthin!).

Also rufe ich wie einst der DGB gegen Ausländerfeindlichkeit gegenüber dem Bundespräsidenten Horst Köhler etwas despektierlich: „Mach meinen Hotte nicht an!“

T.N.

Nachtrag vom 31.05.2010:
Diese Republik erlebte in den letzten beiden Tagen auf dramatische Art, wohin Spaßgesellschaft und politische Unlauterkeit führen.

Ein Schlagersternchen wird in Hannover rauschhaft wie eine Präsidentin empfangen. – Damit will ich nichts Negatives gegen Lena als Person sagen. Die wird sich bestimmt noch zu Höherem entwickeln …
Aber viele Menschen in der Republik haben wohl Wahrnehmungsstörungen für das, was wirklich zählt und wichtig ist. „Fräulein Wunder“, Fußball und Co. lenken wunderschön ab von den vielen ungelösten Kernproblemen unseres Staates und der Weltprobleme! Jubeln, statt Diskurs!

Der Bundespräsident und sein Amt wurden durch leichtfertiges Schwadronieren von Herrn Trittin (allein schon der Vergleich mit dem früheren Bundespräsidenten Lübke war infam und der Hinweis, man brauche kein Deckgeschütz einer Kanonenbootpolitik war an Unverschämtheit kaum noch zu überbieten!), aber auch von Herrn Gabriel, der beileibe kein Erzengel ist und vor lauter Selbstverliebtheit fast platzt, beschädigt.

Die mangelnde Unterstützung der „Regierungs“parteien tat ihr Übriges.

Kommentator Roland Nelles meint in SPON [1], Köhler sei der falsche Mann im Amt und ein unglücklicher Präsident gewesen. Soll ferner ein Bundespräsident, resp. Bundespräsidentin, unbedingt ein Politiker sein? Beim Volk war Köhler beliebt, aber doch sicherlich nicht wegen mehrfacher Politikerschelte? – Köhler mahnte in seiner ungehörten Kritik doch zurecht nur mehr Verantwortungsbewusstsein für das Allgemeinwohl in diesem unseren Lande an.

[1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,697833,00.html

Der Rücktritt Köhlers hat etwas zu tun mit der zunehmenden Verrohung politischer Sitten und mit fehlendem Anstand in einer sachlich zu führenden Auseinandersetzung, in der der Bundespräsident einen ehrlichen Impuls zum Diskurs gab. Aber man wollte von interessierter Seite den Passus im Interview unbedingt falsch verstehen.

Ich habe höchsten Respekt vor der Entscheidung Köhlers, dessen Impulse leider in seiner gesamten Amtszeit viel zu wenig Gehör fanden (allein sein aus IWF-Zeiten stammendes Lieblingsthema „Afrika, ein vergessener Kontinent“!). Stattdessen traten permanent Banalitäten in den Schlagzeilen auf.

Vielleicht wollte Köhler sich auch die bundespräsidialen Unterschriften unter Gesetze verkneifen, die in unwürdigen Eilverfahren durch die Legislative geprügelt wurden.

Und wen schlägt der Boulevard spontan als künftige Bundespräsidentin vor: Margot Käßmann! – Da bewahre uns Gott vor!

Wie wäre es stattdessen mit Bundestagspräsident Norbert Lammert? – Aber Namen, die zur Unzeit genannt werden, sind eh verbrannt …

T.N.

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Über Thomas Nolte

64 Jahre alt, DE-47447 Moers Lehrer am Gymnasium Adolfinum in Moers Fächer: Katholische Religion und Sozialwissenschaften Besondere Interessengebiete: Open-Data; Wissensmanagement (Wikimedia)
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