9/11. Acht Jahre später …

11.09.2001, 16-18 Uhr: Ich nahm an jenem Tag mit meiner Frau an einer Religionslehrerfortbildung zum Thema „Popmusik und RU“ teil. U.a. wurde der RAP-Song von Sabrina Setlur „Das will ich sehn …“ vorgestellt [1]. Anfangs spricht Setlur darin über belanglosen Smalltalk auf belanglosen Partys, später reiht sich ein Bibelvers an den anderen, stets unterbrochen durch „Das will ich sehn“.

[1] http://www.magistrix.de/lyrics/Sabrina%20Setlur/Das-Will-Ich-Sehen-23161.html

Bild: Wikipedia, Artikel „Terroranschläge am 11. September 2001“

Als wir heim kamen, standen unsere drei Kinder (der älteste Sohn war damals 17) mit sehr irritierten Blicken in der Haustür und meinten aufgeregt „Da ist ein Flugzeug in ein Hochhaus geflogen …“. Und diese Bilder verfolgten uns dann den ganzen Abend auf diversen Kanälen und an den nächsten Tagen. Als Sozialwissenschaftler und Theologe habe ich viel nachgedacht und mit vielen Menschen über das Ereignis und seine Hintergründe gesprochen. Zum Beispiel auch am nächsten Schultag.

Was mich heute immer noch ärgert, ist die Oberflächlichkeit und das Übergehen zu den Tagesgeschäften. Wer denkt bei „World Trade Center“ noch über die massiv ungerechten Welthandelsbeziehungen nach und ändert seinen Lebensstil? Der Theologe Johann Baptist Metz, einer meiner ehemaligen Professoren in Münster, sagte Ende der 1970er Jahre: „Das Evanglium ist nicht indifferent gegenüber den Welthandelspreisen.“ Trotz der Finanzkrise und den ihr folgenden sogenannten Rettungsschirmen, die noch die Enkel abzahlen dürfen, geht die Party- und Casino-Stimmung munter weiter.

War der 11.09.2001 wirklich eine Zäsur? – Das Ende des kapitalistischen Siegestaumels über den Kommunismus / Sozialismus? – Oder ist die „Neue S-Klasse“ auch heute noch wichtiger als unser Nachbar Afrika („Der vergessene Kontinent“)? Wenn wir weltweit nicht endlich das Teilen lernen, wird es noch manchen „9/11“ geben … Und jedes Mal werden wir wieder fürchterlich erschreckt sein – um dann erneut zur Tagesordnung überzugehen …

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Über Thomas Nolte

64 Jahre alt, DE-47447 Moers Lehrer am Gymnasium Adolfinum in Moers Fächer: Katholische Religion und Sozialwissenschaften Besondere Interessengebiete: Open-Data; Wissensmanagement (Wikimedia)
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