Sarrazin statt Muezzin?

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Foto: Wikipedia, Personenartikel „Thilo Sarrazin“

Im sozialen Netzwerk Facebook hat sich eine gleichnamige Gruppe gebildet und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) titelt „Sarrazin spaltet die Deutschen“. Ich will nicht hoffen, dass ab Montag nur noch halbe Deutsche auf den Straßen unterwegs sind …

Die Debatte – endlich mal eine! – zeigt, wie weit etablierte Parteien bzw. deren Akteure von großen Teilen der Bevölkerung entfernt sind. Man kann eine anstößige Auseinandersetzung nicht einfach mit „vollkommen inakzeptabel“ (Angela Merkel), „verantwortungsloser Unsinn“ (Wolfgang Schäuble), „Quartalsirrer“ (Claudia Roth) oder ähnlichen Abkanzelungen wegbügeln und „Girlandendiskussionen“ („Hart aber fair“) über „ein jüdisches Gen“ entfachen (diesen Unfug hat Sarrazin längst zurückgenommen!), um sich mit dem Buch, das eigentlich erst in Gänze am Montag in den Buchhandlungen verfügbar ist (sofern nicht durch Vorbestellungen bereits ausverkauft) gar nicht erst auseinanderzusetzen.

Stattdessen strebt man verfassungsrechtlich fragwürdige Rauswürfe Sarrazins an:
als SPD-Parteimitglied, als Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.

Wie politisch unabhängig ist eigentlich die Deutsche Bundesbank, um deren untadeligen Ruf in der Welt man vordergründig besorgt ist? Natürlich hätte Herrn Sarrazin beruflich deutlich mehr Zurückhaltung gut zu Gesichte gestanden. Aber darf ein Vorstandsmitglied als Bürger nicht mehr von seinem verfassungsmäßigen Recht der freien Meinungsäußerung Gebrauch machen? Muss Sarrazin damit erst bis zur Rente / Pension warten?

Und was ist eine Volk(?)partei wert, die keine heftigen Debatten mehr erträgt und stattdessen unbequem provozierende, intellektuelle Querdenker als „Querulanten“ loswerden will?

Falls sich jemand durch Sarrazins Äußerungen beleidigt fühlt, mag er gerichtlich gegen ihn vorgehen und die Grenze seiner Meinung richterlich prüfen lassen. Denn die freie Meinungsäußerung hat Grenzen in der persönlichen Ehre anderer Menschen. Aber ist Sarrazin gleich ein „Rassist“ (ein neues Fallbeilurteil?), nur weil er politisch-inkorrekte Behauptungen mit Statistiken anreichert und naive, vorwiegend rot-grüne Multikultiträume in verbale Fetzen reißt? Kann man einen Bürger, der das Auftreten von immer mehr „Kopftuchmädchen“ provokativ beklagt, einfach in die rechte Ecke stellen (der falsche Beifall der Neuen Rechten ist dem Noch-Sozialdemokraten Sarrazin wohl eher unangenehm!)?

Darf man in diesem unserem(?) Land nicht mehr offen über das Verschwinden von jüdisch-christlicher Kultur (Entfernung von Kreuzen aus Klassenzimmern und Gerichtssälen und Klagen gegen Kirchengeläut, stattdessen immer mehr „tolerant“ zu ertragende Muezzinrufe und verfassungsmäßig fragwürdige Islamvereinigungen) debattieren und über Tendenzen der Verdummung im Volk?

Damit Sie mich nicht missverstehen: Ich hätte persönlich nichts dagegen, wenn in meinem Wohnort ein deutscher Bürger islamischen Glaubens Bürgermeister würde.

Allerdings irrt Sarrazin sich meines Erachtens, was das Dümmerwerden der Deutschen angeht. Das Dümmerwerden beginnt nicht allein – und wohl auch kaum genetisch – in den Wohnstuben, in denen den ganzen Tag nur türkisches oder arabisches Fernsehen läuft, sondern auch in urdeutschen Familien, die ihre Kinder mit billigstem Kommerzfernsehen überfluten. Und auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkhäuser steuern durch immer mehr oberflächliche Ausstrahlungen mit zur Verdummung des Volkes bei. Wer schaut schon 3sat oder Bayern Alpha? Welcher junge Mensch hört schon Deutschlandfunk, DeutschlandRadio Kultur oder nutzt den neuen digitalen Kanal Dradio Wissen?

Journalist ist längst keine qualitative Berufsbezeichnung mehr! Jeder Blogger mit Presseausweis darf sich mittlerweile so nennen. Es ist im Zeitalter des Internet eine stetig schwindende Schar eigenständig denkender Journalisten bei der F.A.Z. (hinter der angeblich kluge Köpfe stecken), bei der Süddeutschen Zeitung (viele gute Eigenrecherchen!), bei der ZEIT (die dem Zeitgeist auch nicht einfach auf den Leim geht), bei der taz (bis zur Selbstausbeutung) und einigen wenigen regionalen Blättern mit Namen, die nicht einfach Verlautbarungsjournalismus betreiben (Abschreiben von Tickermeldungen der Presseagenturen sowie Pressemitteilungen der Unternehmen und Institutionen) und sich mit Hofberichterstattung des Bundes, der Länder und der Parteiführungen begnügen (mit dem Vorzug stets zu Hintergrundgesprächen geladen zu werden).

Also höre / lese ich lieber erst Herrn Sarrazin (oder andere Querdenker, von denen unser Land viel zu wenige hat!), was er Richtiges und Falsches zu sagen und zu schreiben hat und bilde mir eine eigenständige Meinung dazu als auf politisch-korrekte, multikultifreudige Zeitungs-Muezzine oder auf die Propaganda oberflächlich aufgeregter Politgrößen hereinzufallen, die nur ihre Machtgelüste und Wahlkampfängste pflegen. Ruhe ist im 21. Jahrhundert längst keine Bürgerpflicht mehr! Weite Teile des Volkes haben nach 1989 schon wieder viel zu lange zu den grundsätzlichen Themen (z.B. Demographie; Bildung; Migration; Energie & Umwelt) geschwiegen …

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Über Thomas Nolte

64 Jahre alt, DE-47447 Moers Lehrer am Gymnasium Adolfinum in Moers Fächer: Katholische Religion und Sozialwissenschaften Besondere Interessengebiete: Open-Data; Wissensmanagement (Wikimedia)
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