Fragen stellen, statt Köpfe füllen?

Heute stolperte ich über einen interessanten Artikel in der Frankfurter Rundschau. Der Vertretungslehrer Peter Monnerjahn, der in einem Berliner Kolleg dreieinhalb Monate in den Fächern Politik, Geschichte, Englisch und Spanisch unterrichtete, stellt krititische Fragen zum Schulsystem der „Streber“, „Zurückhaltenden“ und „Hoffnungslosen“. Er spricht von der „Kübeltheorie gegen Freiheit“. Monnerjahn promovierte an der Freien Universität (FU) Berlin in Politischer Philosophie über Poppers „Offene Gesellschaft“. Ob das Duzen von Lehrern und Schülern und das Abschaffen von Noten tatsächlich zum besseren Lernerfolg in Schulen führt?

Mir fällt dabei Paulo Freires „Pädagogik der Unterdrückten“ ein und sein Konzept der „concienticacao“ (Bewusstseinsbildung), das zur Alphabetisierung der Unterdrückten in Brasilien führte. Freire nennt das Befüllen der Schüler die „Bankiers-Methode“. Erziehung wird zu einem Akt der Spareinlage. Der Lehrer macht Einlagen in die Köpfe der Schüler. Die Aufgabe des Lehrers ist es, die Köpfe der Schüler „mit den Inhalten seiner Übermittlung zu füllen“ – mit Inhalten, die von der Wirklichkeit losgelöst sind, ohne Verbindung zu einem größeren Ganzen, das sie ins Leben rief und ihnen Bedeutung verleihen könnte. „Je vollständiger er die Behälter füllt, ein desto besserer Lehrer ist er. Je williger die Behälter es zulassen, dass sie gefüllt werden, um so bessere Schüler sind sie.“ Paulo Freire behauptet, dass diese Bankiers-Methode die Schüler passiv macht. Sie nehmen die ihnen präsentierte Welt hin und passen sich der scheinbaren Realität an. So entwickelt sich nach Paulo Freire kein kritisches Bewusstsein. [1]

[1] Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Paulo_Freire

Der Artikel zu Peter Monnerjahn in der FR:
http://www.fr-online.de/wissenschaft/schule-fragen-stellen–statt-koepfe-fuellen,1472788,11214016.html

 

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Über Thomas Nolte

64 Jahre alt, DE-47447 Moers Lehrer am Gymnasium Adolfinum in Moers Fächer: Katholische Religion und Sozialwissenschaften Besondere Interessengebiete: Open-Data; Wissensmanagement (Wikimedia)
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