8. Mai? – Was war denn da?

In der DDR wurde der 8. Mai demonstrativ als „Tag der Befreiung“ gefeiert. Man erinnerte an die siegreiche sowjetische Rote Armee, die in einem mörderischen Wettlauf nach Berlin (siehe: Schlacht um die Seelower Höhen [1]) auf dem Reichstag die rote Fahne hisste und so – Lesart SED – Deutschland von der Nazidiktatur befreite. Auf dem Gelände der Seelower Gedenkstätte wurden dann in Folge die DDR-Elitesoldaten der NVA vereidigt und Schulklassen indoktriniert Ich habe mir die vollkommen einseitige Vorführung kurz nach dem Zusammenbruch der DDR noch in Originalfassung ansehen und -hören können …

 
Gedenkstätte Seelower Höhen, Bronzeplastik von Lew Kerbel
Bild: Wikipedia, Artikel Schlacht um die Seelower Höhen

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Seelower_Höhen

Im Westen sah man den Tag der Kapitulation (8. Mai 1945 bzw. einen Tag später) eher als einen schmachvollen Tag an, über den man am besten schweigt. An jenem Tage, vier Jahre später, nämlich 1949, verabschiedet der Parlamentarische Rat In Bonn das Grundgesetz der zukünftigen Bundesrepublik Deutschland. Das könnte und sollte man eigentlich feiern!

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Bild: Wikipedia, Artikel Grundgesetz

Das Grundgesetz trat dann schließlich nach der Annahme durch die Länder (Bayern stimmte aus bestimmten Gründen nicht zu)  am 23. Mai 1949 in Kraft, also bald vor 60 Jahren! Traditionell wird an unserem Verfassungstag für jeweils fünf Jahre der Bundespräsident gewählt. Andere Länder feiern fröhlich ihren Verfassungstag. Die Mai-Zeit könnte das sogar begünstigen, statt dessen feiert unsere Bedenkenträgernation, die häufig auch zu Hysterie und Jammer neigt, lieber den „Tag der Deutschen Einheit“ im herbstlichen Oktober. – Was sagt das über das kollektive Bewusstsein unseres Landes aus?

An diesem 8. Mai möchte ich noch mal an die legendäre Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker erinnern, die jener 1985 gehalten hat: http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/NeueHerausforderungen_redeVollstaendigRichardVonWeizsaecker8Mai1985/index.html

Diese Rede hat manchem Zeitgenossen die Augen geöffnet und neue Sichtweisen auf das Ende des Zweiten Weltkriegs zugelassen. Eine Sternstunde im Bundestag war diese Ansprache des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker „Zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ in der Gedenkstunde im Plenarsaal! 

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Über Thomas Nolte

64 Jahre alt, DE-47447 Moers Lehrer am Gymnasium Adolfinum in Moers Fächer: Katholische Religion und Sozialwissenschaften Besondere Interessengebiete: Open-Data; Wissensmanagement (Wikimedia)
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